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Was ist Konditionierung ?

Jeder, der mit seinem Rind trainiert oder eher jeder der mit Tieren trainiert, bedient sich der Konditionierung. Diese kann grob in zwei Arten unterteilt werden.

Targetarbeit
Was ist Konditionierung?

Die klassische Konditionierung

nennt man auch Reiz-Reaktions-Lernen und besteht darin, dass ein bedingter und ein unbedingter Reiz aneinander gekoppelt werden, so dass später das Eintreten des bedingten Reiz, dieselbe Reaktion hervorruft, wie das Eintreten des unbedingten Reizes.

Der unbedingte Reiz ist ein Reiz, der nicht erlernt werden muss. Sowas wie die zusätzliche Speichelproduktion, wenn Essen vor einem steht. Beim Training von Rindern nutzt man diese Art des Lernens, um das Rind auf den Clicker, den Target oder ein Markerwort zu konditionieren. Sie lernen also, dass ein bestimmtes Geräusch, eine Belohung bedeutet und verfallen nach dessen Ertönen in eine Erwartungshaltung.
Bei Kälbern sieht man die klassische Konditionierung ganz häufig, wenn sie jeden Tag aus demselben Eimer gefüttert werden, dann reagieren sie irgendwann schon darauf, wenn sie nur den Eimer sehen, egal ob da nun Milch drin ist oder nicht.

Die klassische Konditionierung kann in manchen Fällen auch dafür genutzt werden, um einen negativen Reiz in einen positiven Reiz zu verwandeln, dafür muss der positive Reiz allerdings von dem Rind als stärker empfunden werden, als der negative. Klassisches Beispiel: Das Rind hat Angst vor einer Tonne.
Man führt es langsam hin und belohnt es zum Beispiel mit Kraftfutter für jeden Schritt in die Richtung, dadurch lernt es aufgrund des positiven Reizes, dass der negative Reiz gar keiner ist.

Die operante Konditionierung

auch instrumentelle Konditionierung genannt, beschreibt den Lernprozess, indem Assoziationen zwischen bestimmten Verhaltensweisen und Konsequenzen hergestellt werden.

Dabei wird mit Verstärkung (erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass das Verhalten sich wiederholt) und Bestrafung (verrinngert die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Verhalten wiederholt) gearbeitet. Es gibt bei der Bestrafung und der Verstärkung jeweils positive und negative:

  •  negative Verstärkung – ein vom Rind negativ empfundener Reiz wird entfernt, Verhalten nimmt zu, da das Rind die negative Konsequenz schneller vermeiden will. (Wie zum Beispiel Druck an der Schulter zum Weichen)
  • positive Verstärkung – ein positiver Reiz wird hinzugefügt, Verhalten wird öfter/schneller gezeigt, da das Rind die Belohung öfter erhalten will. (Belohnung für das Berühren eines Targets)
  • negative Bestrafung – positiver Reiz wird entzogen, Verhalten nimmt ab, um negative Konsequenz zu vermeiden. (zum Beispiel das Futter wegnehmen, weil es dich angerempelt hat)
  • positive Bestrafung – unangenehmer Reiz wird hinzugefügt, Verhalten nimmt ab, um negative Konsequenz zu vermeiden. (Das Rind bekommt einen Schlag auf die Nase, weil es einen Umrennen wollte)

Die positive und negative Verstärkung finden beim Training am häufigsten Verwendung. Dabei geht es darum, dass entweder etwas positiv verknüpftes hinzugefügt wird oder etwas negatives verknüpftes weggenommen.

Bei der negativen Verstärkung nimmt man den unangenehmen Reiz weg, sobald das Rind das gewünschte Verhalten zeigt, zum Beispiel das Weichen von Vorder- oder Rückhand oder auch das Rückwärtsgehen. Das Rind wird das Verhalten nun öfter und/oder schneller zeigen, um negative Reize zu vermeiden. Eine bekannte Methode, die sich darauf bezieht, ist das Pressure & Release.
Ein krasseres und durchaus kritisches Beispiel wäre zum Beispiel, das Tier macht nicht das was man sagt, sondern scheint irgendwie anderweitig beschäftigt oder wirkt nicht so richtig involviert und als Strafe für die Unaufmerksamkeit, wird es geschlagen und erneut darum gebeten, etwas zu tun. Dies wiederholt sich dann solange, bis es schon beim Heben der Hand zusammenzuckt und zu dir schaut, um weitere negative Konsequenzen zu vermeiden.

Bei der positiven Verstärkung wird ein positiv verknüpfter Reiz hinzugefügt, sobald das gewünschte Verhalten auftritt. Hier absolut wichtig das Timing der Belohnung, wird auch nur eine Sekunde zu früh oder spät belohnt, verknüpft das Rind, die Belohnung nicht mit dem gewünschten Verhalten! Um diese Situation umgehen (weil manchmal dauert es eben ein wenig, bis das Leckerlis aus der Tasche gekramt ist oder die Hand an der richtigen Stelle ist, um zu kraulen), nutzen die meisten hier einen Clicker oder ein Markerwort, der auf die Sekunde genau das Verhalten markiert und man dann in aller Ruhe die perfekte Stelle für eine Krauleinheit suchen kann.
Wichtig hierbei ist zu beachten, dass das Rind entscheidet, was für es ein positiver Reiz ist. Wenn das Tier keine Streicheleinheiten mag, ist das keine Belohnung, ebenso wie wenn es keine Leckerlis annimmt.
Das Rind wird im Anschluss das Verhalten öfter und/oder schneller zeigen, um die angenehme Konsequenz schneller zu erhalten.

Hier ertönt immer wieder die Kritik „Aber dann macht das Rind das ja gar nicht für mich, sondern nur für die Leckerlis“
Das Rind wird nie etwas für dich machen, entweder es tut es für sich selbst (intrinsische Motovation) oder es wird es tun, weil ein Reiz von außen, es dazu motiviert (extrinsische Motivation). Und wenn es die Lektion nicht für das Leckerli macht (positive Verstärkung) dann wird es die Lektion ausführen, um weitere unangenheme Konsquenzen zu vermeiden (negative Verstärkung). Das heißt nicht, dass man per se die negative Verstärkung verteufeln soll, aber man sollte sich von dem irrtümlichen Bild lösen, dass das Rind oder welches Tier auch sonst, etwas macht, weil es einen so gerne hat. Nein ein Verhalten resultiert immer aus ausreichend Motivation. Das mag ernüchternd klingen, ist aber ganz normal. Wir Menschen sind da nämlich gar nicht unterschiedlich. Ein Verhalten muss sich auch für uns lohnen. Wenn die Oma uns fürs Blätter kehren immer 20 Euro in die Hand gedrückt hat und plötzlich nicht mehr, wird man irgendwann aufhören, die blöden Blätter zusammen zu rechen, bis man wieder ausreichend dafür entlohnt wird oder sie eben so lange mit dem Besen hinter einem herrennt, bis man es dann doch macht, um seine Ruhe zu haben:D

Habituation bedeutet, dass wenn ein Rind einem neutralem Reiz (also ein Reiz, den er vorher nicht mit etwas positiven oder negativem verbunden hat) kontinuierlich ausgesetzt wird, es irgendwann auf diesen Reiz nicht mehr reagieren wird. Das kann zum Beispiel das Zuschlagen einer Autotür sein oder Vögel in der Ferne.