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Halfterführigkeit bei der Kuh

Wer ein älteres oder ausgewachsenes Rind kauft, ist sich sicher bewusst, dass man hier anders drangehen muss als bei einem Kalb. Es gibt dennoch auch hier mehrere Vorgehensweisen.

Halfterführigkeit über Clickertraining

Hier lehrt man das Rind erst einmal, auf das Ertönen eines Clicks oder des gewählten Markerworts, folgt ein Leckerlie oder das Kraulen an der Lieblingsstelle. Sobald es dies verstanden hat, kann man beginnen das Halfter vorzustellen, sofern es jenes noch nicht kennt. Hier kann man damit beginnen, es vor die Nase zu halten und für jedes Hinschauen oder Anstupsen belohnen. Für den Anfang empfehle ich eines ohne Metall, da diese oft Klimpern. Sobald dies kein Problem mehr darstellt, kann man das Halfter nehmen und das Leckerli oder die Hand so halten, dass das Rind das Flotzmaul durch das Nasenteil stecken muss und dann zieht man Schritt für Schritt das Halfter über die Nase, hält das Genickstück über die Ohren, bis man es ganz schließen kann.

Als nächstes geht es ans Laufen, dies kann man über einen Target trainieren, Hand- und „normaler“ Target eignen sich hier gleichermaßen. Dies erkläre ich genauer im Artikel Targettraining.

Eine andere Methode ist es, das Rind über eine einladende Körpersprache & Stimme oder mit einem sichtbaren Leckerlie in seine Richtung zu bitten. Hier wird für jede kleine Regung belohnt. Erst für einen Fuß nach vorne, dann für den ersten ganzen Schritt, für den Abstand zwischen dir und dem Rind, bis es schließlich neben einem läuft. Die Belohnungsintervalle werden nach und nach verlängert. Falls das Rind der Meinung ist, es bleibt stehen, um belohnt zu werden, ist es ratsam, dass Rind WÄHREND des Laufens zu belohnen, hier bietet sich Kraftfutter an, da man es in schön winzige Portionchen aufteilen kann, so dass das Rind auch nicht zum Kauen stehen bleiben muss, denn diese Exemplare gibt es auch.

Bei meiner Recherche und Austausch darüber, wie man ein ausgewachsenes Rind am besten Halfterführig macht bin ich noch über eine dritte Methode gestolpert, die ich hier der Vollständigkeit halber aufführen werde, aber direkt sage, dass ich persönlich absolut nichts davon halte, da sie überhaupt nicht tiergerecht ist.
Bei besagter dritter Methode bindet man das Tier am Traktor oder im Treibwagen fest und zwingt es so also am Wagen mitzulaufen. Das finde ich in vielen Punkten problematisch, einmal fördert es das Phänomen der erlernten Hilflosigkeit, außerdem achtet man 0 darauf, ob das Rind bereit ist und man hat keine Chance, das Training ordentlich zu regulieren und in kleine Schritte aufzuteilen, um es an die Bedürfnisse des Rindes anzupassen. Schlussendlich ist es jedem Selbst überlassen.

Halfterführigkeit mit der Kuh

Ich führe, du folgst...

Aus der Horsemanshipszene ist ja allseits das Prinzip „ich führe, du folgst“ bekannt. Hierzu möchte ich noch ein paar Worte loswerden in Bezug auf Rangordnung und Dominanz.

Die Führposition bestimmt in keiner Art und Weise, wer Ranghoch ist und wer nicht, denn 1. sieht man in der Herde vermeintlich ranghohe Tiere auch mal in der Mitte laufen und 2. ist das Konzept der artübergreifenden Rangordnung mittlerweile überholt und man geht auch sehr stark davon aus, dass es diese nicht gibt. Sprich es gibt keine Rangordnung zwischen einem Tier und einem Mensch. Wenn man das mal genauer betrachtet, ergibt es durchaus Sinn. Die Rangordnung existiert ja vermeintlich, um ein geregeltes Zusammenleben zu führen, jeder weiß wo sein Platz ist und es gibt keine Diskussionen. Wenn wir Menschen tatsächlich eine Rangfolge mit unseren Rindern hätten, dann müssten wir ja jedes einzelne Mal, wenn wir unser Rind wieder zum Training holen oder aus nur besuchen, die Randordnung neu ausmachen, da es bei Rangfolge ja wie gesagt, um das ZUSAMMMENLEBEN geht und nicht um das zusammen arbeiten.

Wen das Thema interessiert, dem kann ich empfehlen diese Studie durchzulesen. Dort wird ausführlicher darauf eingegangen, weshalb man von Herdenverhalten nicht auf das Tier-Mensch-Verhalten schließen kann

Ich hoffe, ich konnte das halbwegs verständlich vermitteln:)