friedvoll&frei

Warum friedvoll & frei?

Wie Du mittlerweile wahrscheinlich unschwer erkennen konntest, heißt dieser Blog friedvoll & frei? Aber warum?
Ich hätte ihn ja auch Alles übers Rindertraining, Rinderguide, positives Rindertraining, Gemeinsam mit der Kuh oder sonst wie nennen können.

Warum also friedvoll & frei?

Ich bin anders als vielleicht manche annehmen würden, nicht zwischen Kühen groß geworden. Meine Liebe zu den Tieren habe ich auch erst relativ spät entdeckt. Mit sechzehn Jahren kam ich durch Zufall auf einem Hof, auf dem ich dann sechs Jahre lange ausgeholfen habe.

In dieser Zeit habe ich Joy „bekommen“ und bin mehr und mehr mit Kühen und Rindern in Kontakt getreten. Der Umgangston auf Höfen ist oft sehr rau. Die Tiere müssen sich ab und zu auch mal Schläge gefallen lassen und wenn du das Rind selbst in Watte packst, wirst du nicht nur belächelt, sondern auch verspottet. Ich lernte, nicht nur durch den Hof, sondern weil es in unserer Gesellschaft einfach noch so verankert ist, dass das Tier ohne Wenn und Aber machen soll, was der Mensch sagt.

Und so lernte ich mich Durchzusetzen und meinen Willen anderen Wesen aufzuzwingen, unnötige Machtkämpfe zu führen und wie man am besten die Bedürfnisse seines Tieres ignoriert. Empathie war hier eher ein Fremdwort.
Die Kühe boxen sich ja auch nicht gerade sanft, kam es immer nur.

Doch das hatte sich dennoch für mich nie richtig angefühlt. Mit der Zeit lernte ich den Kühen immer einfacher leise Signale zu geben, so dass ich weder herum schreien, noch irgendeine von Ihnen anfassen musste, wenn sie es nicht wollten. Ich konnte sie besser lesen und im Umkehrschluss konnte ich ihnen klarere Signale senden, die sie besser verstehen konnten.

Allerdings war da stehts dieser Zwang. Auch im Training mit Joy standen meine Ziele und Wünsche klar im Vordergrund. Und so stolperte ich mit der Zeit über das ein oder andere Problem, da Joy eben nicht der Typ Rind ist, der sich ohne weiteres dominieren aka unterdrücken lässt und das ist auch gut so. Sie weiß was sie will und würde dafür auch durch die Wand gehen. Dazu kommt, dass sie damals jede Freude am Leben verloren hatte, als man ihr das Kalb nahm und somit noch mehr Kooperationsbereitschaft verloren hatte. Training mit ihr konnte manchmal hart und frustrierend sein.

Im Dezember 2020 entdeckte ich dann das Intrinzentraining für uns und beschäftigte mich mehr und mehr mit Themen wie Motivation, Lernen, positive und negative Verstärkung, sowie Autonomie. Joy nahm das neue Konzept unseres Zusammenseins sehr gut auf und schon bald war ich fest davon überzeugt: Zurückgehen war keine Option mehr.

Und auch, wenn ich jetzt noch mehr belächelt werde als vorher, weil ich mit einer blauen Poolnudel über die Weide hüpfe oder immer eine Bauchtasche voll Leckerlis parat habe, will ich mehr Leuten einen Zugang zu seinem sanften Sein mit Rindern zeigen.

Warum jetzt also friedvoll und frei?

Wenn man einmal angefangen hat Autonomie und positive Verstärkung, sowie das Konzept von Intrinzen mit aufzunehmen, fällt einem so viel mehr Unrecht bei Tier-Mensch-Teams auf. So viel veraltetes Wissen, dass sich mit neusten Studien nicht mehr deckt, aber hartnäckig hält, so viel eigenes Ego, wodurch das Tier vollkommen aus den Augen verloren wird. Für mich ist eine Tier-Mensch-Beziehung eine Freundschaft und eine Freundschaft basiert auf Empathie und Rücksicht und nicht auf Unterdrückung.

Ich wünsche mir für die Zukunft, dass wir alle einen sanften und friedvollen Weg mit unseren Tieren wählen, der auf Kompromissen und Achtsamkeit beruht, wo die eigenen Bedürfnisse nicht über denen des Rindes steht, sondern auf gleicher Ebene und man bemüht ist, Kompromisse zu finden mit denen beide zufrieden und glücklich sein können.

Ich wünsche mir, dass wir uns frei machen, von all den alten Glaubenssätzen, dem veralteten Wissen und unserem eigenen Ego.

Ich wünsche mir, dass wir mit dem Herzen bei dem Rind und im Training sind, aber gleichzeitig nicht unseren Verstand unser klares Denken außen vor lassen, nicht vergessen uns weiterzubilden und dieses Wissen anzuwenden, sowie uns selbst, aber auch das Verhalten unseres Rindes zu reflektieren, um gemeinsam wachsen zu können.

Und deswegen habe ich mich dafür entschieden, dass der Blog so heißt, wie er nun heißt!
Ich habe es satt, ignorante Menschen zu sehen, die ihren Tieren psychische oder physische Gewalt antun und keinerlei Ahnung davon haben wie Tiere (und Menschen auch) eigentlich Lernen, was Motivation ist und wie man sie nutzen kann.

Danke an alle, die es bis hier hin gelesen haben, denn ich weiß, dass diese Meinung nicht unbedingt die populärste unter Tierbesitzer*innen ist. Aber jeder einzelne, der diese Zeilen gerade liest, macht einen Unterschied, denn er/sie/es setzt sich mit sich selbst auseinander und fühlt sich wahrscheinlich auch nicht von den oben aufgelisteten Aussagen getriggert.

Danke, dass es euch gibt <3